2010
Aus dem Anzeiger für das Oberfreiamt – Freitag, 19. März 2010 Nr. 11
Konzert von Kirchenchor und Orchesterverein Sins
Eindrücklicher Sonnengesang von Franz von Assisi
Kirchenchor und Orchesterverein Sins boten am letzten Sonntagabend ein beeindruckendes Konzert in der Sinser Pfarrkirche.
Der Sonnengesang ist der bekannteste Text des «Troubadours aus Assisi» und zählt aufgrund seiner dichterischen Gestalt und seines Inhalts zur Weltliteratur. Es entstand in altitalienischer Sprache im Winter 1224/25, als Franziskus krank in einer Hütte bei San Damiano lag. Die Gebete wurde vom deutschen Kirchenmusiker Gustav Gunsenheimer vertont.
Als musikalischen Teppich bezeichnete die Sprecherin des Kirchenchors bei der Begrüssung die Einleitungslieder auf das Hauptwerk des Abends. Begleitet von dem Gitarrenduo Romana Kalkuhl und Damir Eskic sang der Chor «Gross ist der Herr» von Philipp Emanuel Bach (1714-1788) und die Stücke «Auf Händen trägt uns Gottes Engel» und «Lied der Hoffnung» von Siegfried Fietz (*1946), einem deutschen Liedermacher und Komponisten, der als Vorreiter moderner, christlicher Musik gilt. Seine wohl bekannteste Komposition ist die Melodie «Von guten Mächten wunderbar gebor-
gen» zu dem Text von Dietrich Bonhöffer. Das Duett der beiden Gitarristen von San-tana in der Mitte der Lieddarbietungen war wunderbare und emotionale Bereicherung. So gut wie der Chor die schönen Melodien meisterte, waren die besinnlichen Texte zwischen den Liedern. Am Schluss des «musikalischen Teppichs» prozessierten die Sängerinnen und Sänger aus der Kirche hinaus.
Sie setzten stimmliche Akzente: Die Sopranistin Ida Yoshiko und der Tenor Thomas Pütz, beide vom Opernhaus Zürich.
Die Worte des heiligen Franz von Assisi
Die Gebete des Sonnengesangs von Franz von Assisi sind weltbekannt. Das Vorspiel der Komposition durch den Orchesterverein Sins war schwierig und manchmal fast etwas «zu modern». Das übrige zehnteilige Werk besticht durch Eleganz und feinfühlige Melodien. In lange weisse Gewänder mit farbigen Stolas gehüllt erschien der Kirchenchor Sins wieder in der Kirche, den Taizé-Gesang «Laudate omnes gentes» darbietend (Lobsingt ihr Völker alle, lobsingt und preiset den Herrn). «Lob und Ehr» zeigte gleich zu
Beginn einen gut harmonierenden Chor, der den Anweisungen ihres Leiters Meinolf Kalkuhl äusserst präzise folgte. «Schwester Sonne» war ein melodiöser Höhepunkt und zeigte einen stimmgewaltigen Tenor Thomas Pütz vom Opernhaus Zürich, der seinen ersten Einsatz gleich von der Kanzel herab sang. «Bruder
Mond» war eher wieder ein schwierig zu verstehendes Melodiengebilde, das aber mit der wunderschönen Sopranstimme von Ida Yoshiko, ebenfalls vom Opernhaus Zürich dennoch zu begeistern vermochte. «Bruder Wind» liess den Solotenor in Baritonhöhen abschweifen und war äusserst kräftig vorgetragen. «Schwester Wasser» und «Bruder Feuer» Hessen dann den Kirchenchor zu einem Höhenflug ansetzen, der aufzeigte, dass hier viel Arbeit und Herzblut im Spiel waren. Es war ein gewaltiges Chorerlebnis, kein Misston war herauszuhören, auch in den hohen Lagen war keine Verkrampfung spürbar. Die Töne blieben auf dem Level, die sie für guten Klang haben müssen. Leichtigkeit durch Können! Auch choreo-grafisch liess sich der Chor etwas einfallen. Passend zu den Themen wechselten sie die Farben ihrer Stolas.
Die Sinser Altistin Klara Villiger.
«Schwester, Mutter Erde» wurden als siebtes Stück vorgetragen durch die beiden Gesangssolisten aus Zürich. Melodie und Interpretation waren vorzüglich. Leider vergass der Tenor, seine starke Stimme zu timbrieren, was dem schönen Sopranpart gelegentlich schadete. «Vergebung und Frieden» brachte noch einmal den Chor zum Glänzen, bevor mit «Bruder Tod» ein ernstes Lied auf dem Programm stand. Franz von Assisi hatte es nachträglich eingefügt, als er bereits auf dem Sterbebett lag. Klara Villiger vom Kirchenchor Sins durfte dabei als Altistin die beiden Profisänger aus Zürich attestieren. Und wieder war es der Tenor, der die Frauenstimmen zu stark dominierte und so den Gesangsgenuss etwas schmälerte. «Lob und Preis» bildete den Abschluss des Sonnengesangs. Diese Komposition dürfte etwas freudiger sein (preisen), etwas versöhnlicher. Alle Stimmen bewegten sich noch einmal auf der Höhe ihrer Aufgabe, das Orchester wie bei allen Einsätzen dezent und sicher, die Männerstimmen etwas zurückhaltend, die Frauenstimmen glockenrein und voller Begeisterung.
Meinolf Kalkuhl dirigierte meisterlich Sängerinnen, Sänger und Instrumentalisten durch das Konzert.
Eine «Standing Ovation» am Schluss des Konzertes durch die begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer in der bis zum letzten Platz gefüllten Sinser Kirche war Dank und Anerkennung für die alles in allem sehr gut gelungene Darbietung von Chor und Orchester. Dass Dirigent Meinolf Kalkuhl als Zugabe «Schwester Sonne» wählte, zeigte auf, dass auch er dieses Stück als das schönste des Sonnengesangs eingestuft hatte.
Text und Bilder: Rinaldo Cornacchini